P!NK hat sich gute fünf Jahre Zeit gelassen und weitestgehend aus der Musikwelt zurückzog, um 2017 mit ihrem neuen Album „Beautiful Trauma“ zurück auf die Bildfläche zu kommen. Das Album ist der Nachfolger ihres Nummer-eins-Albums „The Truth About Love“ aus dem Jahr 2012, das ich als eines ihrer stärksten Alben empfunden habe. Die Erwartungen sind also dementsprechend hoch.
Hits hat P!nk genug. Genug, um ohne neue Platte die nächsten 10 Jahre eine Greatest Hits Show in Las Vegas zu machen: „Get The Party Started“, „Just Like A Pill“, „Trouble“, „Try“, „Raise Your Glass“, „Sober“, „So What“ usw. Somit stellt sich die Frage, ob eine Ikone wie P!nk auf ihrem siebten Studioalbum weiteren Hits hinterher jagen muss?
P!nk ist heute 38-Jahre alt, hat sich eine schöne kleine Familie mit Mann und zwei Kindern aufgebaut und braucht sich sicherlich kaum Sorgen zu machen. Diese Gelassenheit spürt man auch auf der neuen Platte. P!nk erfindet sich auf „Beautiful Drama“ nicht neue, sondern bleibt sich treu. Man hat sogar eher das Gefühl, dass sie sich an allen alten Alben bedient und diese Elemente weiterführt.
Die Hits sind klar zu hören
Die Songs stehen für sich und bilden ein tolles Gesamtbild für die ganze Platte, haben aber auch vereinzelt Hitpotential. Der gleichnamige Song „Beautiful Trauma“ ist ein Ohrwurm, „Revenge“ mit Eminem ist verspielt und erinnert etwas an die Anfangszeit von P!nk und Eminem, Die erste Single „What About Us“ ist eine Anklage-Hymne über unsere heutige politische Situation, „But We Lost It“ geht tief unter die Haut und erzählt von einer unglücklichen Beziehung. Und „Where We Go“, „I Am Here“ und „Secrets“ haben absolutes Hitpotenzial.
Thematisch geht es um Höhen und Tiefen, komplizierte Beziehungen und Trennungen. Genau das, was eben die Wiedersprüche im Titel „Beautiful Trauma“ so schön umschreiben. Es geht um den Menschen P!nk und weniger um den Popstar. Man hört die Zerrissenheit in jeder Ecke des Albums und diese Zerrissenheit findet ihren Höhepunkt passend am Ende in der Ballade „You Get My Love“, die den Hörer mit Gänsehaut zurück lässt.
Warum etwas ändern, wenn es gut ist?
P!nk macht mit ihrem siebten Studioalbum alles richtig, was einige ihrer jüngeren Kolleginnen dieses Jahr nicht ganz hinbekommen haben. Sie bleibt bei sich selbst und führt ihre Stärken weiter, anstatt etwas ganz anderes zu wagen. Katy Perry´s „Witness“ war ein zu früher Umbruch, den die Fans nicht annehmen wollten und auch Miley Cyrus´geniale Country Platte „Younger Now“ leidet und hat die schwächsten Verkaufszahlen ihrer Karriere, weil vielleicht auch hier, alle eher die Bangerz-Miley hören wollten. Also, warum etwas ändern, wenn es gut ist?
Bild: Sony Music / Sølve Sundsbø