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Warum hassen schwule Männer Sam Smith?

Es ist ein wenig wie mit Elton John, den irgendwie fast alle, vom Freund bis zur Oma, mögen. Auch Sam Smith ist ein wahnsinnig erfolgreicher offen schwuler Sänger und müsste eigentlich als eine Art LGBTQ-Hero gefeiert werden. Doch viele schwule Männer mögen Sam Smith so ganz und gar nicht. Wieso ist das so? Ich bin der Sache mal auf den Grund gegangen.

Man könnte meinen, die ganze Welt liebt Sam Smith, außer die schwulen Männer. Immer, wenn es um Sam Smith geht, gibt es besonders viele negative Kommentare von anderen schwulen Männern im Netz. So sieht man Kommentare wie: „Pathetic attention whore“, „Ich kann diesen Ex-Fetten nicht ertragen“ oder „Er will nur Aufmerksamkeit und glaubt, dass er der einzige Schwule der Welt ist“. Naja, nett ist das nicht.

Egal was Sam Smith in der Öffentlichkeit macht, wird von schwulen Männern zerrissen. Sei es seine Beziehung zum „Tote Mädchen lügen nicht“-Star Brandon Flynn, seine Gewichtsabnahme oder seine Ballet-Tanzeinlage zu Gloria Estefan´s „Conga“ auf Instagram. Sam Smith wird immer wieder fertig gemacht. Die Seite Gay Star News hatte dieses Phänomen schon vor einem Jahr erkannt. Damals begründeten sie den Hass mit purem Neid: „Die unbequeme Wahrheit ist, wir sind neidisch auf ihn“.

Sam Smith denkt, er sei der einzige schwule Mann auf diesem Planeten

Dabei muss auch ich zugeben, dass mich immer etwas an Sam Smith gestört hat. Zumal er öffentlich auch viel zu viele Fehler gemacht hat. Sein Outing überraschte die Welt nicht wirklich, aber mit seiner Aussage bei den Oscars, er sei der erste schwule Mann, der einen Oscar gewinnt, zog er den Zorn von Dustin Lance Black und vielen anderen Künstler auf sich, denn das stimmte schlichtweg nicht. Dann verschwand er für 18 Monate von der Bildfläche, was sich ein Künstler heutzutage eigentlich gar nicht erlauben kann. Als er zurück kam, wurde es noch schlimmer, denn Fans hassen es, wenn Künstler verschwinden und dann denken, die Welt gehört ihnen, wenn sie wieder zurück kommen.

Nun hat Sam Smith auf Instagram ein oben ohne Bild mit einem sehr persönlichen Text gepostet. In dem Post sagt er u.a. dass es ihn viel Mut gekostet hat, dieses Bild zu machen, nach dem Trauma, das er aufgrund seiner Figur als Kind und Jugendlicher erleiden musste: „Ich werde immer mit diesem blutigen Spiegelbild im Krieg sein, aber dieses Shooting und dieser Tag waren ein Schritt in die richtige Richtung“, schreibt er. Auch hier wird er wieder, vor allem von schwulen Männern, beleidigt (viele Kommentare wurden mittlerweile gelöscht). So schrieb ein User: „Du hast den Körper eines 40 Jahre alten Mannes“ oder „Wir wollen einen Skinny Sam“. Unfassbar! Zum Glück sind das nur Ausnahmen.

Seine Verwandlung kam gefühlt über Nacht

Tatsächlich ist Neid aus der eigene Community ein wichtiger Punkt. Für uns hat Sam Smith gefühlt über Nacht ohne jegliche Anstrengung abgenommen. Wir haben gesehen, wie aus einem unsicheren, etwas fülligerem Mann, ein schlanker selbstbewusster Mann geworden ist, der glücklich zu sein scheint. Plötzlich fängt Sam auch noch an konservative Ansichten öffentlich zu teilen, wie seine Aussage, dass alle mit Tinder, Grindr usw. aufhören sollen. Der schüchterne Sänger fängt also plötzlich an, lautstark seine Meinung zu sagen. Das passt halt vielen Menschen nicht.

Er lebt eine Weiblichkeit aus, die sich viele verkneifen.

Sam fing zudem an, eine Weiblichkeit auszuleben, die sich viele verkneifen. Sam Smith ist weder besonders politisch, noch tut er besonders viel für die Community. Er ist einfach nur er selbst und verdient dabei Millionen. Er ist reich, berühmt und ironischerweise ziemlich glücklich und er muss anscheinend keine Männlichkeit vortäuschen oder sich auf irgendeiner Weise ändern, um erfolgreich zu sein. Hinzu kommt, dass Sam Smith offensichtlich nicht die Unterstützung der schwulen Community braucht und diese auch nicht gezielt anspricht. Er ist auch so erfolgreich und diese Punkten ärgern sehr viele Menschen aus der Community.

Diese Tatsachen sind selten in der Popkultur. Wir erwarten von homosexuellen Stars, dass sie uns brauchen. Dass sie etwas für uns tun und vor allem dürfen sie nie Fehler machen. Doch Sam Smith ist verdammt jung – was man bei ihm gerne vergisst – und braucht vielleicht selbst noch etwas Zeit, um zu wissen wer er ist und wie er seinen Weg in die Community findet. Ja, es wirkt alles so, als wäre er so sehr mit sich selbst beschäftigt und wäre der einzige schwule Mann auf diesem Planeten. Doch die Ironie ist, dass es bei Adele nie anders war. Doch sie ist eben eine Frau und da ist es okay für die schwulen Männer gewesen. / Berry

Bild: instagram/samsmith

wsdc