Letztes Jahr haben sich noch viele von uns über die Super Bowl Halbzeitshow von Justin Timberlake beschwert. Hätten wir damals gewusst, was 2019 auf uns zukommt, hätten wir Justin wie einen Helden gefeiert. Maroon 5 lieferten gestern die schwächste Halbzeitshow ab, die ich je gesehen habe. Thank U, Next!
Mal davon abgesehen, dass auch das gestrige Spiel als eines der vorhersehbarsten der Super Bowl Geschichte eingehen wird, denn Tom Brady hat schon wieder mit seinen Patriots gewonnen, war die Halbzeitshow die noch größere Enttäuschung. Das Video der Show wurde von der NFL auf YouTube sogar gelöscht und erneut hochgeladen, weil es nach dem ersten Upload mehr Dislikes, als Likes hatte. Nach dem zweiten Upload wurde es noch schlimmer. Es ist jetzt schon die Super Bowl Show mit den meisten Dislikes auf YouTube.
Viel Kritik im Vorfeld
Maroon 5 hatten es von Anfang an nicht leicht. Sie waren quasi nicht einmal die erste Wahl für den Super Bowl. Nach dem Skandal vom Ex-49ers-Quarterback Colin Kaepernick hatten Rihanna und P!nk abgelehnt. Im Sommer 2016 protestierten Spieler gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze, indem sie während der Nationalhymne ihr Knie beugten. Diese Geste sorgte für großes Aufsehen und dafür, dass Colin Kaepernick bei keinem Verein mehr spielt. Davon abgesehen, wurden Maroon 5 von vielen im Vorfeld als unpassend bezeichnet. Ausgerechnet in Atlanta, der Stadt des Hip Hops, soll eine kalifornische Pop-Rock-Band spielen? Das sei zu soft und nicht politisch genug.
Die wichtigsten 15 Minuten ihrer Karriere
Aber wo Zweifler sind, ist auch immer eine Chance zu überzeugen. Müsste man meinen. Doch Maroon 5 schafften es, die wichtigsten 15 Minuten ihrer Karriere zum langweiligsten Super Bowl Desaster der Musikgeschichte zu machen. Unspektakulär, einfallslos und vor allem unmotiviert. Von der Songsauswahl, über die musikalische Umsetzung, bis hin zur dünnen Stimmen und dem furchtbaren Outfit. Ja, man hatte das Gefühl, Maroon 5 haben erst am gestrigen Tag erfahren, dass sie den Super Bowl spielen sollen.
Es fehlte einfach alles. Das Medley aus sieben Songs hatte kein mitreißendes Tempo. Die Songs hatte keine Übergänge oder sonderlich andere kreative Arten der Umsetzung. Jeder Song wurde nach gefühlt einer Minute einfach weitergeskippt, als würde sich die Band über den aktuellen Song selber langweilen und schnell den nächsten ausprobieren wollen. Als Rapper Travis Scott und Big Boi jeweils einen Song zum Besten gaben, wurde es noch schlimmer. Frontmann Adam Levine steht unbeholfen daneben und das Gesamtbild wird einfach nur zur Katastrophe.
Den Super Bowl so zu verhauen ist auch eine Kunst
Katastrophal wahr auch die Wahl des Outfits. Man bedenke bitte, dass Adam Levine der „Sexiest Man Alive“ in 2013 war und auch heute noch sehr gut aussehen kann. Aber was war das? Schwarze Trainingsjacke mit pink-roten Streifen, darunter ein Unterhemd mit Schachbrettmuster und Nietengürtel. Im Gesicht komplett glatt rasiert und kein Ausdruck. Auf Twitter schrieb jemand: „Er sieht aus wie ein serbischer Nachwuchs-Fußballspieler“. Nun, das kann durchaus heiß sein, aber bei Adam Levine wirkte das einfach nur hilflos. Da brachte es auch nichts am Ende sein Shirt auszuziehen, denn bei einer schwachen Show, wirkt strippen wirklich sehr verzweifelt. Aber es schien wohl der einzige Trump im Ärmel zu sein.
Vielleicht hätten sich Maroon 5 einfach Mal die Super Bowl Shows der letzten zwanzig Jahre ansehen sollen. Oder sich Rat bei Coldplay holen sollen. Denn Coldplay waren sich dem bewusst, dass sie musikalisch nicht so ganz den Drive für eine Superbowl Show haben und holten sich Bruno Mars und Beyoncé hinzu. Die sorgten dann für die Super Bowl typischen Tanzeinlagen, Choreos usw. Maroon 5 hatten große Chancen. Sie hätten Cardi B haben können, sie hätten Christina Aguilera haben können. Sie hätten ihre Songs besser und spektakulär vermischen können.
SpongeBob gab den Rest
Übrigens haben die Dislikes auf YouTube noch einen weiteren Hintergrund. Maroon 5 hatten nämlich die Chance einen einzigartigen Gänsehautmoment zu schaffen. Nach dem Tod des Erfinders von „SpongeBob“, sollte Stephen Hillenburg für seine Zeichentrick-Serie während der Super Bowl Show irgendwie geehrt werden. Eine Petition im Internet hatte mehr als 1 Millionen Befürworter. Maroon 5 ließen ihr Set also unterbrechen, doch anstatt den Song „Sweet Victory“, kam nur ein kleiner 10 Sekunden „SpongeBob“-Einspieler, der von dem Rapper Travis Scott dann unterbrochen wurde. Fans sind sauer!
Somit würde ich sagen, haben wir die erste Super Bowl Halbzeitshow, die alles falsch gemacht hat. Aber, wir haben ja 2020 vor uns und man kann nur hoffen, dass sich die NFL von dieser Pepsi Kooperation befreit und somit den Weg für viele talentierte Künstler frei macht. Ein User schrieb sogar als YouTube-Kommentar: „Kann Gaga nicht jedes Jahr den Super Bowl machen ?“. Word!
Bild: NFL via YouTube