
Man könnte sagen, dass das Format von „Queen of Drags“ von der LGBTQ+ Community genau so beendet wurde, wie es begonnen hat. Nämlich mit einem riesigen Shitstorm. Dieses Mal richtete sich die Wut nur zum Teil gegen das Format und viel mehr gegen den Sieg von Yoncé Banks.
Bei Casting und Reality Shows gibt es eine Sache, die in der Natur des Formats liegt: Es kann nur einen Gewinner geben. Somit ist immer ein Teil der Zuschauer mit dem Ergebnis zufrieden und der andere Teil hätte sich einen anderen Sieger gewünscht. Anders als beim Sport, entscheidet hier nunmal der Geschmack der Juroren oder des Publikums. Ist so!
Das Geschmäcker verschieden sind, bekommt derzeitig Siegerin der ersten Staffel „Queen of Drags“ Yoncé Bank hautnah zu spüren. Sie ist von Vorwürfen bis zu Beleidigungen einem Shitstorm ausgesetzt, der seinesgleichen sucht. Sie sei nicht in der Lage sich weiter zu entwickeln, sie mache immer das Gleiche, sie sei langweilig, sie hätte nicht den stärksten Look, sie sei nicht politisch genug. Nur einige Kommentare, die im Netz zu lesen sind.
Unsere Szene hat sich schon im Vorfeld genau so verhalten und anscheinend nichts daraus gelernt. Ich erinnere nur einmal an den großen Shitstorm, bevor „Queen of Drags“ überhaupt ausgestrahlt wurde. Gefühlt regte sich die ganze Community darüber auf, dass ausgerechnet Heidi Klum dieses Format verwirklicht. Sie sei keine Sprecherin der Szene, sie sei selber nicht homosexuell, sie hätte keinen Bezug zur Community und dürfe sich somit nicht das Recht rausnehmen, andere Drags zu beurteilen, wie sie es mit ihren „Mädels“ bei „Germany´s Next Top Model“ tut usw. Dann lief die Sendung und plötzlich war ein Großteil der kritischen Stimmen nur noch kleinlaut.
Der erste Shitstorm gegen das Format war schon grenzwertig
Nun passiert im Grunde das Gleiche nochmal. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder den Sieg von Yoncé Banks feiern muss, aber man muss ihn zumindest respektieren und anerkennen. Die Person Yoncé Banks kann für die Entscheidung der Jury nichts. Sie hat ihr Ding gemacht und eben gewonnen. Zudem muss man bedenken, dass alle Queens ihre Songs, Outfits und Showkonzepte vorher einreichen mussten. Das bedeutet, wenn ich mir für alle sechs Shows jeweils vier Tänzer bestellt habe und für Show Nummer 4. eine Tanznummer ausgesucht habe, kann ich das kaum noch ändern. Sicherlich ein Schwachpunkt der Sendung, da man sich nicht wirklich steigern kann und Kritik nur noch begrenzt ändern kann, aber sicherlich nicht die Schuld von Yoncé Banks.
Der aktuelle Shitstorm ist ein Armutszeugnis. Dass sich die erste Siegerin der Show gegenüber der eigenen Community rechtfertigen muss in einem Posting, ist peinlich. Man merkt, dass viele gar nicht verstanden haben worum es bei „Queen of Drags“ für unsere Community geht. Es geht darum, dass wir sechs Mal in diesem Jahr an einem Donnerstag zur Primetime einen Teil unserer Community zeigen konnten. Angeführt von einer der weltweit prominentesten Deutschen, einem Musiker, der damals als noch „bärtige Frau“ den ESC gewonnen hat und Bill, der zu den wenigen deutschen Bands gehört, die weltweit Karriere gemacht haben. Alles Prominente die Geschichte geschrieben haben. Was wollt ihr mehr? Eine Drag Queen ist auf dem Cover der Cosmo. Das gab es noch nie! Sie wird das Gesicht der Kosmetik-Brand Mac sein. Was wollt ihr mehr?
Es geht um mehr, als nur die Siegerin
Das ist alles so viel mehr, als die Person dahinter. Somit ist es doch egal, welche der 10 Queens am Ende gewonnen hat. Hauptsache wir werden repräsentiert. Klar kann man sich eine Drag als Siegerin wünschen, die politischer ist, aber gleichzeitig erschafft jeder seine Drag-Figur so wie er sie fühlt und lebt und dafür sollte man niemanden verurteilen. Yoncé Banks hat jetzt eine Reichweite und damit eine Aufgabe, die sie für uns alle nutzen kann und noch hatte sie gar keine Zeit zu beweisen, wie sie sich als erste „Queen of Drags“ nach der Sendung macht. Sie hatte gar keine Zeit politisch zu sein oder sich für uns Stark zu machen.
Mir war es von Anfang an nicht wichtig wer gewinnt, denn es ging mir bei „Queen of Drags“ vor allem um unsere Sichtbarkeit im Mainstream und die repräsentiert jede Queen auf ihre Weise toll. Oder wie es Yoncé Banks selbst schön beschrieben hat: „Drag ist Kunst und bunt – es gibt kein richtig oder falsch… und da wo Toleranz und Akzeptanz sein sollte, sollte kein Hass oder keine Bitterkeit herrschen“. / Berry
Bild: Yoncé Banks