Stell dir vor, du gehst auf dein „Video On Demand“-Portal wie iTunes, Netflix oder Maxdome und plötzlich gibt es Rubrik „Komödie“ nicht mehr. So, oder so ähnlich, müssen sich viele Nutzer bei Maxdome gefühlt haben, als sie nach Filmen mit LGBT-Inhalt gesucht haben, denn dieser hat nun die Rubrik „Queer“ einfach aus seinem Angebot gelöscht. Der Hinnerk hat genauer nachgefragt.
Die ProSiebenSat.1 Media SE und ihrer Tochtermaxdome haben Rubrik „Queer“ aus dem Programmangebot gestrichen. Die Wahrheit ist: „Man hält queere Themen wohl für nicht familientauglich, wie unsere Recherche bei einem der Contentlieferanten, Pro-Fun Media, ergab“, so Christian Knuth vom Hinnerk/Blu Magazin. „In der ersten Aprilwoche erreichten uns mehrere Emails und Nachrichten über unsere Facebook-Fanseiten, die uns über Änderungen bei maxdome informierten. Die lange Zeit in schwullesbischen Medien beworbene Rubrik „queer“ ist verschwunden, die darin enthaltenen Filme nicht mehr auffindbar. Auf Facebook antwortete das Socialmedia-Team einem Abonnenten, die Filme seien nicht gelöscht, sondern nur in anderen Rubriken eingeordnet…Inzwischen ist klar, dass diese Aussage nicht der Wahrheit entspricht. Die Titel sind gelöscht.“
Inzwischen ist klar, dass die Verträge mit Contentlieferanten wie Pro-Fun Media oder Salzgeber von Maxdome gekündigt wurden und die Filme offline sind. Auf Nachfrage erklärt ProSiebenSat.1-Unternehmenssprecher Matthias Bohlig gegenüber der blu Mediengruppe:
„Die Änderungen unseres Contents erfolgten im Rahmen unseres regulären und laufenden Portfoliomanagements, zu dem wir keine Details nennen können. Dahinter steckt aber keineswegs die Absicht, beispielsweise nur noch Inhalte für Familien anzubieten. Es ist sehr wohl denkbar, dass maxdome in Kürze wieder deutlich mehr Filme mit schwul-lesbischem Inhalt hat. maxdome wird derzeit einer grundsätzlichen Neuausrichtung unterzogen, in deren Rahmen wir unsere Nutzer schneller und einfacher zu ihren bevorzugten Inhalten führen möchten.“
Um Licht ins Dunkel zu bringen, sprach der Hinnerk mit Axel Schmidt, den Geschäftsführer von Pro-Fun Media.
Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit maxdome?
Bereits kurz nach der Gründung des Portals vor rund zehn Jahren haben wir mit der damaligen Geschäftsführung von maxdome über die Schaffung des Genres „queer“ verhandelt und es auf Wunsch aller Beteiligten etabliert. ProSiebenSat1 hat das auch aktiv mit eigenproduzierten Werbespots sowohl in ihren Sendern, als auch in allen Szenemagazinen wie blu, Siegessäule oder Männer beworben.
War das denn erfolgreich?
Ja. Es lief sogar sehr erfolgreich mit durchaus nennenswerten Zuwachsraten. Insofern hat uns die Kündigung sehr überrascht.
Wie lief diese Kündigung?
Man hat uns mitgeteilt, dass das Programm innerhalb von vier Tagen zum 1. April offline gestellt wird. Das gleiche ist auch unseren Mitbewerbern wie Salzgeber mitgeteilt worden.
Gab es eine Begründung? Uns und vielen Kunden gegenüber wurde von einer grundsätzlichen Neuausrichtung gesprochen und teilweise auch behauptet, die Filme wären noch da, aber nicht mehr in der Rubrik queer?
Man möchte sein Programm mehr oder ausschließlich auf Familien ausrichten.
Ernsthaft?
Ja. Es steht uns aber nicht an, das als Contentlieferant zu beurteilen.
Entschuldigung und Respekt für die Zurückhaltung. Queere Themen sind nicht familientauglich, beziehungsweise passen nicht zu einer auf Familien ausgerichtete Programmstruktur. Das ist die Aussage, die im Raum steht. Da die Abrufzahlen steigend waren, können wirtschaftliche Gründe ja nicht herangezogen werden. Denen stünde auch die offizielle Haltung der ProSiebenSat1 SE entgegen, die von „Neustrukturierung“ sprach …
Wenn Sie das so sagen wollen … Wir haben über 300 Titel, Salzgeber geschätzt 100 Titel an maxdome lizensiert, innerhalb von 24 Stunden waren rund 450 Titel offline geschaltet. Ein ganzes Genre ist ausradiert worden und die Kundschaft, die jahrelang mit „maxdome – dein Programm“ beworben worden ist, wurde sozusagen vor die Tür gesetzt. Man verwirrt den Kunden, wenn man in Emails behauptet, die Filme seien in anderen Rubriken zu finden.
Schauen sie noch Pro7 und Sat1?
Prinzipiell steht es uns als Lizenzgeber nicht an, uns in die Programmplanung einzumischen, aber wir können schon sagen, dass wir enttäuscht sind.
Gibt es eventuell bald Ersatz?
Weder AmazonPrime noch netflix planen zurzeit die Lizenzierung queerer Inhalte.
Quelle: Hinnerk/Blu
Titelbild: Pink Moon Shortfilm
