Den Cristopher Street Day kennen wir, besonders in Deutschland, in Form der jährlichen Parade. Sie ist bunt, schrill und fröhlich. Doch auch politische Statements und der ewige Kampf für gleiche Rechte sind ein wichtiger Teil dieser Veranstaltung. Wie wichtig die Botschaft hinter dem CSD ist, zeigen jedes Jahr die unzähligen homophoben Anfeindungen rund um die Parade.
Der CSD ist im Ursprung ein Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern. An diesem Tag wird für gleiche Rechte, wie auch gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert. Dass genau hier aber besonders viele homophobe Anfeindungen stattfinden, liegt auf der Hand. Denn selten sind so viele Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern auf den Strassen unterwegs, wie zur CSD Parade.
Dass der LGBTQ-Community weiterhin so viel Hass entgegengebracht wird zeigt, wie wichtig diese Parade und die Veranstaltungen rund um den CSD sind. Die Botschaft ist eben noch lange nicht überall angekommen. Doch in diesem Artikel soll es nicht darum gehen, wie wir alle unter diesen Anfeindungen leiden. Nein, ich möchte uns keine Opferrolle zusprechen, denn das sind wir nicht. Es geht viel mehr darum, wie wir damit umgehen.
Der richtige Umgang fehlt leider oftmals auf beiden Seiten
Der richtige Umgang fehlt leider auf beiden Seiten und das beobachte ich immer wieder. Auch dieses Jahr zum CSD in Berlin hatte ich eine solche Situation in der Tram. Ein Mann fühlte sich in der vollen Tram belästigt und fing an eine Gruppe von Jungs als „Scheiß Homosexuals“ zu beschimpfen. Sie waren offensichtlich homosexuell, was ihn offensichtlich auch verärgerte. Was dann aber passierte, fand ich weitaus schlimmer. Die Jungs beleidigten den Mann als „Nigger“, sagten er soll dahin zurück gehen, wo er her kommt. Ist also Rassismus die richtige Antwort auf Homophobie?
Es reden immer alle davon, dass man den Mund aufmachen soll, wenn jemand etwas homophobes sagt. Ich sage, es ist entscheidend, was gesagt wird. Von Leuten, die mit Aggression und Beleidigung zurück feuern, möchte ich nicht in der Öffentlichkeit repräsentiert werden. Auch sexuelle Beleidigungen wie „Ich f**** dich in deinen Arsch“ usw. machen mich sprachlos. Auf der einen Seiten beschweren wir uns alle, dass wir nicht auf „Analverkehr“ reduziert werden wollen, auf der anderen Seite drohen wir jeder homophoben Person mit einem „Arschf***“. Als könne der schwule Mann nichts anderes.
Szene Drag-Djane Jacky-Oh Weinhaus musste das am eigenen Leib erleben
Ähnlich erging es an diesem Berlin Pride Wochenende leider auch der Szene-Djane und Multikünstlerin Jacky-Oh Weinhaus. Als Teil des politischen Kunstprojektes „Travestie für Deutschland“ versucht sie eigentlich mit Bildung gegen Rassismus und Homophobie vorzugehen und kennt das Thema nur zu gut. Nun wurde sie selbst auf offener Strasse angemacht und reagiert alles andere als sachlich. Auch sie wird beleidigend und unsachlich. In einem Gespräch mit Hollywood Tramp erzählt sie: „Von der Heiligen zur Hure. Und das ich nicht mal 60 Sekunden. Ich hätte besser argumentieren können. Was ich gesagt habe platzte nur so aus mir heraus, hatte von dem, was sich eigentlich in meinem Hirn befindet nichts und war im Großen und Ganzen nicht schlüssig. Ich hätte etwas viel schlaueres sagen können, es hat aber da in dem Moment nicht funktioniert. Es war eine Situation mit der ich nicht gerechnet habe und diese Situation hat mich total überrannt“.
Zugegeben, es fällt oftmals schwer die Ruhe zu bewahren. Wie geht man also mit Homophobie im Alltag um, ohne selbst beleidigend zu werden? „Meine Reaktion war nicht die richtige Art und Weise. Es schäumte bei mir einfach über. Man muss solche Leute mit Redegewandtheit nieder machen. Die brauchen eine verbale Ohrfeige, Aussagen, die sie auf geistiger Ebene überfordern und so sehr beschäftigen, daß sie noch Tage darüber nachdenken. Normalerweise bekomme ich das besser gebacken, aber an dem Tag ging es nicht“, sagt Jacky im Gespräch. Nicht jede Situation ist dabei gleich: „Man sollte die Situation abschätzen. Wenn man in der Nacht in einer dunklen Strasse gegenüber einer Gruppe gewaltbereiter homophober Männer steht, sollte man lieber nichts sagen, bevor man im Krankenhaus landet“. Dennoch hat sie einen wichtigen Tipp: „Generell hilft es, das Handy herauszuholen und zu filmen. Beweise zu haben bei der Anzeige, der Gewalt ein Gesicht geben. Man sollte es online stellen, um zu zeigen, dass es immer noch passiert. An die Öffentlichkeit gehen oder zur Polizei gehen! Wer sich zur Polizei nicht traut, soll sich an eine Hilfsorganisation wenden oder die Unterstützung von Freunden nutzen.“
Jede homophobe Anfeindung ist eine Chance
Mit einer Veranstaltung, wie dem CSD, wird uns eine große Bühne geboten auf der wir uns präsentieren können. Damit meine ich auch die vielen Nebenschauplätze, die ebenfalls ins Gewicht fallen. Und das müssen wir auf positive Art und Weise für uns nutzen. Ich sage nicht, dass wir uns alles gefallen lassen sollen und ich weiß, dass viele von euch rückblickend in manchen Situationen lieber anders reagiert hätten. Aber man muss sachlich bleiben, auch wenn die homophoben Angriffe meistens unsachlich sind. Man darf nicht auf Homophobie mit Rassismus antworten.
Selten wird man mit solchen Leuten wirklich ins Gespräch kommen und etwas ändern können. Aber in der Situation in der Tram, war ein kleiner Junge mit seiner Mutter und ich frage mich: was für ein Bild hat er von den vier homosexuellen Jungs, die einen anderen Menschen so übel zurück beleidigen? Ich hatte das Gefühl, er hatte mehr Angst vor ihnen, als vor den homophoben Mann. Er klammerte sich fest und verängstigt an seine Mutter. Dieses Bild werde ich auf jeden Fall nicht vergessen!
Danke an Jacky-Oh Winehaus für das tolle Gespräch!
Bild: Facebook Jacky-Oh Weinhaus
Eine Antwort auf „Leider gehört Homophobie zum CSD, aber wie gehen wir damit um?“
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