Es ist schon ironisch, dass genau in dem Jahr, in dem die Clubs überwiegend geschlossen bleiben müssen, ein Disko-Album von der Discoqueen herself kommt. Kylie Minogue veröffentlich heute ihr neues Studioalbum „Disco“. Hier ist meine Review.
Kylie Minogue könnte mit ihrem neuen Album „Disco“ Musikgeschichte schreiben. Sollte „Disco“ nach der heutigen Veröffentlichung an die Spitze der britischen Charts gehen, hätte Kylie Minogue in ihrer Wahlheimat in fünf aufeinanderfolgenden Jahrzehnten jeweils ein Nummer-eins-Album veröffentlicht.
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Egal welche Chartplatzierung das Album einnehmen wird, kommt „Disco“ eine sehr spezielle Bedeutung zu. Wenn man sich die Karriere von Kylie Minogue anschaut, die in den 80ern ihren Durchbruch hatte, wird schnell klar, dass „Disco“ schon immer da war. Ihre Karriere zeigt auf fast schon beängstigende Art und Weise immer wieder auf dieses Album. In Richtung Zukunft.
Ihre Karriere hat schon immer auf „Disco“ hingewiesen
Wer auf ihrer letzten „Golden“-Tour war, hat sicherlich die „Disco“-Section am Ende der Show mitbekommen. Eine Art Kylie-Studio-54. War das der Beginn des neuen Albums? Sicherlich nicht. Denn wie „Disco“ waren bitte „Spinning Around“, „Wow“, „Love At First Sight“, „Your Disco Needs You“, „Get Outta My Way“, „I Was Gonna Cancel“ oder selbst „Raining Glitter“ von ihrem letzten Album „Golden“? Alles Songs, die rückblickend ganz klar auf den heutigen Release zeigten.
Ich möchte damit sagen, dass „Disco“ die Platte ist, auf die Kylie seit Jahren zusteuert. Vielleicht sogar ohne, dass sie es selbst gemerkt hat. Als ihre Fans sich so sehr nach der Electro-Pop-Kylie gesehnt haben, kam „Golden“. Ein Album, das seine Wurzeln im Nashville-Sound hat. Nennen wir es ruhig Country-Kylie. Und an dieser Stelle möchte ich mich selbst aus dem Jahre 2018 zitieren: „Golden unterstreicht Kylie´s Risikobereitschaft und ist zugleich clever. Denn ein besseres Podium für ein Disco Comeback in den nächsten Jahren, hätte sie sich selbst gar nicht setzten können“.
Wo Kylie-Disco drauf steht, ist Kylie-Disco drin!
Ihr könnt euch also vorstellen, dass „Disco“ zu 100 Prozent so ist, wie ich Kylie sehe. Sie war schon immer eine Discoqueen. Sie was schon immer tanzbar und clubbig. Sie war schon immer die Künstlerin, die uns aus dem Alltag flüchten ließ. Und genau das macht sie auf ihrem 15. Album erneut. Wo Kylie-Disco drauf steht, ist eben auch Kylie-Disco drin.
Auf dem Album spannt Sie den Bogen über den Dancefloor-Sound ihrer eigenen Karriere und geht einen Schritt weiter. Klar zu erkennen ist eine Hommage an Donna Summer, die Bee Gees, ABBA, Giorgio Moroder und das Studio 54. Die legendäre New Yorker Disko, die 1986 geschlossen wurde und als Legende weiterlebt, hat sie zu dem Album inspiriert. Kylie arrangiert sich durch fast alle Disco-Genres und wird kein Stück eintönig.
„Disco“ in 2020 ist die große Sehnsucht
„Disco“ ist ein Konzept-Album, das auf zwei Weisen gesehen werden muss. Das Album ist perfekt für eine große Tournee und Kylies Songs aus ihrem bisherigen Musikkatalog lassen sich hervorragend eingliedern. Kylie hätte das Zeug, mit der größten Disko der Welt auf Tour zu gehen. Auf der anderen Seite haben wir Corona, wodurch genau das nicht möglich ist. Und somit ist „Disco“ in 2020 vielleicht auch die große Sehnsucht. Es ist Kylie’s Soundtrack für die discolose Zeit, in der wir stecken.
Mit „Disco“ setzt sich Kylie ein Denkmal und schließt einen Kreis, den man deutlich spüren kann. Wir stehen wieder an einem Punkt, an dem wir nicht wissen, was sie als nächstes machen wird. Und wenn wir ehrlich sind, war Kylie Minogue in ihrer Karriere eine der wenigen mutigen Popstars. Ihre oft kritisierten Ausflüge, erwiesen sich rückblickend oft als wichtiger Teil ihrer Karriere. Doch eine Sache bleibt für immer: „Kylie, your disco needs you“! / Berry
Bilder: Charlie Grey