
Ja, ich habe recherchiert und mich in der Welt der Plattform OnlyFans herumgetrieben. Natürlich nur zu Recherchezwecken, ist doch klar! OnlyFans ist eine Plattform mit Inhalten für Erwachsene, die von jedem erstellt werden können und gegen eine monatliche Gebühr von anderen eingesehen werden können.
Auf OnlyFans können User vor allem private Inhalte abonnieren, die für Social Media zu explizit sind. Die monatlichen Gebühren liegen im Allgemeinen zwischen 9 Euro bis 20 Euro und hängen davon ab, welchen Preis das jeweilige Profil verlangt. Sobald man ein Profil sozusagen abonniert und den Betrag bezahlt hat, kann man dann die Inhalte sehen, die diese Person dort online gestellt hat. Diese sind für einen Monat freigeschaltet, bis der nächste Betrag abgebucht wird. Man kann jedes Abo sofort kündigen und dieses endet dann mit dem Ende der 30 Tage.
Die Inhalte reichen von Nacktbildern bis hin zu selbst produzierten Pornos. Doch warum erstellen so viele Menschen, die auf Instagram viele Follower haben, so ein Profil und warum ist die Hemmschwelle zur Pornografie plötzlich so niedrig? Die New York Times hat einen etwas tieferen Blick in das Leben der OnlyFans-User geworfen und u.a. mit dem ehemaligen Go-Go-Tänzer und Allround-Hottie Matthew Camp über seine Perspektive, seine Inhalte auf der Website gesprochen.
„Im Grunde ist OnlyFans Online-Go-Go-Tanzen“
„Im Grunde ist OnlyFans Online-Go-Go-Tanzen“, sagte Matthew Camp. Vor zehn Jahren verdiente er in einer guten Nacht in New Yorker Gay-Clubs 1.000 Dollar. Er arbeitete dann an einer stetig wachsenden Fangemeinde auf Instagram mit weit über 500.000 Followern. Als die Gay-Club-Landschaft in NYC zu versiegen begann, zog er nach Hudson, New York, und eröffnete ein OnlyFans-Konto. Obwohl Matthew Camp manchmal wochenlang keine neuen Videos oder Fotos veröffentlichte, verdiente er plötzlich über 10.000 US-Dollar pro Monat.
Auf OnlyFans können User neben den regulären Inhalten eine private Kommunikation mit dem „Darstellern“ führen und sich „Extras“ gegen Geld wünschen. Von Geburtstagswünschen bis zu speziellen themenbezogenen Fotos oder Videoclips, ist alles dabei. Aber es gilt nicht das Prinzip „Je pornografischer, umso erfolgreicher. Interessant ist nämlich, dass die Times darauf hinweist, dass das erfolgreichste „Fitnessmodell“ der Website, die Australierin Jem Wolfie mit 10.000 Fans die 10 US-Dollar für den Zugriff auf ihre Inhalte zahlen, gar keine pornografischen Inhalte zeigt. Laut der Times zeigt sie meistens „ihre Kardashian Proportionen, indem sie sich in wirklich engen Leggings hockt und ihre Brüste zusammendrückt und dabei strategisch ihre Brustwarzen bedeckt“. Was bedeutet, dass man durchaus auch Geld verdienen kann ohne bis zum Äußersten gehen zu müssen.
Selbstinszenierung in allen Formen
Ein weiteres Beispiel sind fünf „heterosexuelle“-Influencer, die ein Apartment in L.A. für eine Woche gemietet hatten, um homosexuelle Inhalte für ihre OnlyFans Seiten zu drehen. Dabei sieht man die Herren, wie sie zusammen masturbieren, sich Dildos einführen oder von Frauen mit Dildos penetrieren lassen. Es ist eine neue Form der Selbstinszenierung, die viele Formen hervorbringt, die es zu Zeiten der klassischen Pornoindustrie so nicht geben konnte.
Nachdem das Internet Ende der 90er und Anfang der 2000er die Pornoindustrie neu aufgemischt und teilweise zerstört hatte, konnten sich bis 2015 nur einige Unternehmen über Wasser halten. MindGeek ist der größte darin und besitzt Pornhub, die als weltweit beliebteste Tube-Seite gilt. Mit den Inhalten von zahlreichen internen Produktionsfirmen der Straight- (Brazzers.com, Reality Kings) und Gay-Szene (SeanCody, Men.), weiß MindGreek praktisch alles über die Porno-Gewohnheiten der User. Die großen Studios produzierten mit der Zeit immer weniger Szenen, was bedeutet, dass Darsteller immer weniger Geld verdienten. So fingen viele dieser Darsteller an nebenbei Geld als Escort zu verdienen. Mit der Zeit kam das Webcamming dazu.
Das Webcamming war der Vorbote
Das Webcamming ist praktisch dann auch der Vorbote der OnlyFans-Seite, denn Only Fans ist im Grunde die Social Media Form davon. Doch Only Fans soll keineswegs eine neue Pornoplattform wie PornHub werden. Die Plattform soll eher aus der Porno-Nische raus und eine Plattform für alle Arten von Influencern und Publikum werden, wie die NY Times schreibt. Eine Hürde dabei ist, dass es keine App gibt. Die Plattform, wie sie jetzt existiert, wird wahrscheinlich von den Beschränkungen von Apple in Bezug auf „offensichtlich sexuelles oder pornografisches Material“ niemals an den Start gehen können. Und selbst wenn Apple eine OnlyFans-App zulässt, wären die Gebühren, die dann hinzu kommen – Bis zu 30 Prozent – ein Problem werden. Das Interessante an der OnlyFans-Plattform ist zudem, dass man, während die User alles von sich zeigen, über die Macher, die die Plattform betreiben, nichts herausfinden kann. Paradox.
Also Freunde, mal sehen wo das Ganze hinführt, denn klar ist, dass OnlyFans viel mehr Möglichkeit als nur pornografische Inhalte bietet. Mit dem richtigen Riecher, kann man sicherlich viel Geld mit weit weniger, als sexuelle Handlungen machen. Denn im Grunde ist der Gedanke der Seite so alt, wie der Reiz am Voyeurismus, dem heimlichen Betrachten von Personen, selbst. Man will einer Person auf eine anonyme Weise nahe sein und ihr bei intimen Dingen zuschauen und somit einen privaten Einblick haben, den man selbst aber nicht zurück geben muss. Es ist spannend plötzlich Leuten, denen man schon lange auf Instagram folgt, beim Sex zusehen zu können. Only Fans hat seinen Reiz, der aber auch einen Hauch von Schadenfreude hat und man fragt sich, wann die ersten aus dem eigenen Freundeskreis ihren Account dort öffnen. / Berry
Bild: Instagram/matthewcamp