Der deutsche Film „Die Mitte der Welt“ von Jakob M. Erwa („Heile Welt“) basiert auf dem gleichnamigen Kult-Bestseller von Andreas Steinhöfel und erzählt einfühlsame vom Coming Out, Erwachsenwerden und vom Unangepasstsein. Am 10.11.2016 kommt der Film, der im Vorfeld schon viele Filmpreise abräumen konnte, in die deutschen Kinos und deswegen habe ich die beiden männlichen Hauptdarsteller, Louis Hofmann und Jannik Schümann, zum Interview getroffen.
Die Hauptrolle in dieser Romanverfilmung hat der gerade erst mit dem Deutschen Schauspielerpreis als Bester Nachwuchsschauspieler und dem beim Deutschen Filmpreis mit dem Sonderpreis „Jaeger-LeCoultre Hommage an den Deutschen Film“ gekürte Louis Hofmann übernommen. Er spielt den siebzehnjährigen Phil. So wenig er über seine Vergangenheit und vor allem seinen Vater weiß, so chaotisch ist seine Gegenwart: Mit seiner Mutter Glass, die mal wieder einen neuen Liebhaber hat, der allerdings nicht so schnell aufzugeben scheint wie seine Vorgänger. Mit seiner Zwillingsschwester Dianne, die sich immer mehr in ihre eigene Welt zurückzieht, die sie mit niemandem teilt. Zwischen beiden herrscht eine rätselhafte Eiszeit, die auch Tereza und Pascal, die auch zu Phils Patchworkfamilie gehören, nicht erklären können. Gut, dass wenigstens auf seine beste Freundin Kat Verlass ist, mit der er gechillt abhängen und rumalbern kann.
Und dann passiert es: Ein neuer Schüler betritt nach den Sommerferien die Klasse und Phil verliebt sich in der Sekunde unsterblich. Nicholas, gespielt von Jannik Schümann, scheint seine Gefühle zwar zu erwidern, doch er gibt Phil auch viele Rätsel auf. Das Chaos ist perfekt. Die erste große Liebe, aber auch Neid, Eifersucht und Geheimniskrämerei, die nicht zuletzt die Freundschaft mit Kat auf eine harte Probe stellt. Phils Suche nach seiner Mitte der Welt wird immer drängender.
Ich habe die beiden männlichen Hauptdarsteller zum Interview getroffen:
Was war bei „Die Mitte der Welt“ die größte Herausforderung?
Jannik Schuemann: Die größte Herausforderung waren bei „Die Mitte der Welt“ mit Sicherheit die vielen intimen Liebesszenen; es waren auch bis zu diesem Dreh die ersten Sexszenen für mich. Es ist einfach etwas so privates, dass man ungern mit anderen Menschen, geschweige denn mit einer Kamera, teilt. Aber ein Glück wurde das Ganze mit so einer Achtsamkeit und Sorgsamkeit behandelt, dass es schliesslich gar nicht mehr so „schlimm“ war.
Louis Hofmann: Die größte Herausforderung für mich, war es die Körperlichkeit von Phil zu finden und dann darzustellen. Er ist sehr sensibel, fragil, hat feminine Züge und bewegt sich dadurch ganz anders als ich es privat tue.
Eigentlich sollte es zwischen einem schwulen und heterosexuellen Charakter, keinen großen Unterschied geben, außer Intimszenen. Musstet ihr die Rolle dennoch etwas anders spielen?
Jannik Schuemann: Wenn man Nicholas von aussen betrachtet. sollte man überhaupt nicht erkennen können, wie er sexuell orientiert ist. Da ist Phil schon der weichere Typ. Deshalb musste ich nicht wirklich etwas anders spielen.
Was ist die wichtigste Botschaft, die eure Charaktere im Film homophoben Menschen mitgeben könnten?
Jannik Schuemann: Das schöne an „Die Mitte der Welt“ ist, dass überhaupt kein Unterschied zwischen einer Mann-Frau, Mann-Mann und Frau-Frau Beziehungen dargestellt wird. Alle 3 verschiedenen Beziehungs-Typen werden komplett identisch dargestellt. Man beobachtet einfach Menschen, die sich lieben und das ist sehr schön! Endlich gibt es einen deutschen Film, der mit dem Thema Homosexualität so locker umgeht, indem er es einfach nicht thematisiert. Das Drehbuch hätte sich in keiner Weise verändert, würde sich Phil in eine Nicole und nicht in Nicholas verlieben.
Louis Hofmann: Welche Botschaft wir unter anderem im Film vermitteln, ist, dass Homosexualität nicht immer gleich ein Problem darstellt. Homophoben Menschen zeigt dieser Film, dass Schwule Liebe nicht anders empfunden wird als eine heterosexuelle Liebe. Sie verursacht genauso Schmetterlinge als auch Schwierigkeiten.
Bilder: Paul Ploberger / Universum Film
